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Jäger des Verlorenen Schatzes: Initiative Völklinger Hütte beteiligt sich an der Ersatzbeschaffung eines historischen Warnschildes

Ob der Raub der Mona Lisa 1911 oder der Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden im Jahr 2019: Als Museum sieht man sich leider manchmal auch mit Räubern, Vandalen und anderen bösen Buben konfrontiert.

So musste das Weltkulturerbe Völklinger Hütte Ende November 2024 auch einen Diebstahl bekanntgeben: Das historische Warnschild mit dem Text „Beim Reinigen der Kleider am Körper mit Preßluft besteht Lebensgefahr durch Darmverletzung!“ war mit roher Gewalt von seinem angestammten Platz an der Außenwand der Sinteranlage abgerissen worden.

Der Text musste wohl belustigend auf den Täter gewirkt haben, obwohl er eigentlich einen ernsten Hintergrund hatte: Unter hohem Druck stehende Flüssigkeiten und Gase können durch Körperöffnungen und sogar durch die Haut in den Körper eindringen und verhalten sich dort wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, das Unfallopfer erleidet z.B. einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, wenn sich hierbei Gasblasen im Blut bilden und das jeweilige Organ erreichen. Die oft kolportierte Horrorgeschichte, dass es im schlimmsten Fall zu einer regelrechten Zerfetzung der inneren Organe des Opfers kommen kann, ist ebenfalls nicht aus der Luft gegriffen, auch wenn es laut ehemaligen Hüttenleuten nie einen solchen Fall auf der Völklinger Hütte gegeben haben soll. 

Natürlich war das Unverständnis über den Diebstahl, sowohl bei der Belegschaft des Weltkulturerbes und den Mitgliedern der IVH, als auch in der allgemeinen Bevölkerung groß, vor allem der Begriff „Sauerei“ wurde oft bemüht. Gleichzeitig entstand bei einigen unserer Vorstandsmitglieder der Gedanke, dass man das Weltkulturerbe bei einer Ersatzbeschaffung irgendwie unterstützen müsse. Was tun? Einen Schildermaler, einen Drucker oder auch nur einen Schlosser hatten wir nicht in unseren Reihen, eine Spur zu einem neuen Schild fehlte zunächst auch. Hier bekamen wir jedoch den entscheidenden Tipp von einem Fahrzeugmechaniker der SAARSTAHL AG, der sich daran erinnerte, dass im Neuen Stahlwerk (Baujahre 1980 - 1982) des Völklinger Werkes vor einigen Jahren noch mindestens ein brauchbares Schild hing.

Am gleichen Tag besuchte unser 1. Vorsitzender Hendrik Blug den Tatort im Weltkulturerbe, um sich ein Bild von den Schäden an den verbliebenen Resten des Schildes zu machen und gleichzeitig den Bereich Kokssilo – Erzbrecher – Ferrodrom nach dem gestohlenen Kern der Tafel abzusuchen, soweit dies von den Besucherwegen aus möglich war. Bei diesem Lokaltermin traf er zufällig den WKE-Projektleiter Hendrik Kersten. Nach einem kurzen Gespräch, in dessen Verlauf mindestens zweimal der Begriff „Namensvetter“ fiel, hatten wir die Zustimmung, bzw. den Auftrag, Kontakt zu Saarstahl aufzunehmen. Nach einigen Gesprächen mit Mitarbeitern des Werkschutzes und der Werksbahn kannten wir die direkte Durchwahl zum Leitstand einer Stranggussanlage im Stahlwerk.

Jetzt ging es darum, dem einigermaßen verdutzten Anlagenbediener und seinem Tagesmeister unser Anliegen vorzutragen: Spende eines historischen Druckluft-Warnschildes mit Patina an die IVH zur Weitergabe an das Weltkulturerbe.

Die Männer freuten sich über die unerwartete Abwechslung vom Alltagsbetrieb und waren sofort bereit, uns zu unterstützen. Nach einigen weiteren Telefonaten und E-Mails konnten wir das etwas modernere Schild, das seit 1980 an einem Geländer im Bereich der Stranggussanlage S2 gehangen hatte, Anfang Dezember entgegennehmen und den Zuständigen im Weltkulturerbe präsentieren, wo es seit Ende Februar die Ausstellung „Bewegung macht Geschichte“ ergänzt. Die ursprünglich angedachte Nutzung als Ersatz wurde seitens WKE verworfen, da man zwischenzeitlich mit der Anfertigung von Replikaten des originalen Schildes angefangen hat, die auch im Souvenirshop käuflich zu erwerben sein werden.

Abschließend wünschen wir dem Weltkulturerbe sowie seinen Besucherinnen und Besuchern viel Freude an beiden Schildern, die hoffentlich nicht mehr einem Diebstahl zum Opfer fallen werden.